2015 BERICHT AUS TIROL
Von Dr. Götz Nordmeyer
Das Jahr 2015 war einerseits von den
Bemühungen um ein Positionspapier zu einer
ökologischen Steuerreform, andererseits von
den Nachwirkungen des WMA (World Medical
Association)-Beschlusses bez. Feinstaub
geprägt. Gemeinsam mit den KollegInnen aus
Wien wurden die Positionen und Forderungen
für eine Ökologisierung der Steuern
ausgearbeitet, mit dem Ziel die Steuerreform
der Regierung noch beeinflussen zu können.
Die öffentliche Verbreitung erfolgte über
das Ökobüro, welches mehrere Vereine, im
Rahmen einer größeren medialen Aktion,
vereinigte.
Leider blieb das mediale Echo gering, die
Positionen wurden in kleineren Medien (z.B.
Salzburger Fenster) abgedruckt. Wir sind
trotzdem davon überzeugt, dass das „Gesetz
der leeren Kassen“ zu einer Ökologisierung
der Steuern führen wird.
Der Beschluss des „WMA Statement on the
Prevention of Air pollution due to Vehicle
Emissions“ Ende 2014 in Durban wurde unter
maßgeblicher Beteiligung unseres Mitgliedes
Heinz Fuchsig gefasst. Dieser Beschluss
wurde bei mehreren Konferenzen präsentiert.
U.a. bei Lunge-Umwelt-Arbeitsmedizin in
Linz, bei der Jahrestagung der deutschen
Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin,
bei der UFP-5 der EFCA in Brüssel und bei
der ETH Conference on Combustion Generated
Nanoparticles.
Dr. Fuchsig hat außerdem erfolgreich die
Leitung des Diplomkurses Umweltmedizin der
österreichischen Ärztekammer von Kollegen
Oberfeld übernommen. Das Jahr war jedoch
auch von einem für den Westen Österreichs
betrüblichen Ereignis überschattet - das
Institut für Sozialmedizin wurde, nach der
Pensionierung von Prof. Lercher, endgültig
geschlossen (und auch formell aufgelöst).
Die Lehre wurde dem Institut für Hygiene zur
Abhaltung überantwortet, deshalb werden die
Inhalte des Faches Sozialmedizin in
Innsbruck auch nicht mehr gelehrt. An der
Universität ist kein Fachvertreter zugegen
der sich u.a. mit dem Themenkomplex
Prävention, Gesundheitsförderung,
Umweltmedizin bzw. Umweltepidemiologie
systematisch auseinandersetzt.
Das Aussterben nichtklinischer Fächer zeigt
sich in Innsbruck auch bei der
Histologie, sie ist an der Med. Universität
Innsbruck nicht mehr vertreten (und wurde
von fachfremden Personal übernommen), bei
Physiologie und Pathophysiologie ist
dasselbe Schicksal absehbar (je nur mehr ein
Fachvertreter). Auf Grund der Turbulenzen um
die Ärztearbeitszeit und die Gehälter der
KollegInnen in den klinischen Fächern ist
die prekäre Lage der nichtklinischen Medizin
völlig in den Hintergrund gerückt (auch die
inneruniversitäre Unterstützung war
marginal).
Die Novellierung des Ärztegesetzes bezüglich
der Nachfolge des Facharztes (FA) für
Sozialmedizin ist gescheitert (FA für Public
Health [PH]). Derzeit gibt es auf Grund des
Mangels an FÄ für PH keine
Ausbildungsstätte. Als Voraussetzung zur
Anerkennung eines FA für PH ist der FA für
Sozialmedizin und eine Tätigkeit von 3
Jahren im Fach erforderlich. Es bleiben nur
mehr 4 SozialmedizinerInnen in Österreich,
welche diese Voraussetzung erfüllen - und
das an 3 Standorten. Am einzigen Standort,
an dem eine Ausbildung möglich wäre, ist die
FÄ nur zu 25% am Institut beschäftigt. Eine
Korrektur kann nur über die Neuregelung der
Übergangsbestimmungen erfolgen, wenn es denn
überhaupt politisch gewünscht ist. Es
scheint als wäre die Reform am Widerstand
der Personen in Ministerium und
Bundesländern gescheitert, welche für
qualifiziertes Personal nicht mehr zu zahlen
bereit sind.
Wir drücken der Umwelthygiene in Wien die
Daumen, dass sie ein ähnliches Schicksal wie
das der Sozialmedizin in Innsbruck
langfristig abwenden kann.